Challenge Accepted
Diese Woche haben wir uns kurzfristig dafür entschieden den Kepler Track im Süden Neuseelands zu Wandern.
Und es hat sich mehr als gelohnt - während die einen innerhalb eines Wettbewerbs weniger als fünf Stunden brauchen, schafft die Durchschnittsperson die 60 Kilometer lange Wanderung in circa 3-4 Tagen.
Der Kepler Track ist bis jetzt mein absolutes Highlight aus meiner Neuseeland-Reise. Die Wanderung war definitiv das anstrengenste, aber ohne Zweifel auch das Schönste was ich in meinem Leben bis jetzt gemacht habe. Es gibt zwei Möglichkeiten diese anzugehen: clockwise und anti-clockwise. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden, da man dort den größten Teil des Anstiegs direkt am Ersten Tag hat.
Tag 1: Vom Kepler Track Car Park bis zur Luxmore Hut
Am ersten Tag schaut man einer Strecke von ca. 13.8 Kilometern und 1085 Höhenmetern entgegen. Während die ersten eineinhalb Stunden relativ eben und entspannt
verliefen, ging es ab der 5.6 km entfernten Broad Bay (einer Bucht mit Picnic Tischen) stetig bergauf. Dementsprechend wurden in diesem Teil die Unterhaltungen auf das Nötigste begrenzt und wir
waren mehr als erleichtert als wir circa 45 Minuten vor Erreichen der Hütte an der Aussichtsebene ankamen. Leider hat es genau in diesem Moment angefangen zu regnen, sodass man die Aussicht,
welche dann von Nebel bedeckt war, nicht mehr wirklich genießen konnte.
Der Weg wird mit fünf bis sechs Stunden angesetzt, allerdings haben etwas länger gebraucht da wir auch Pausen und viele Fotos gemacht haben. Zusätzlich kommt dazu, dass man die komplette Strecke seinen circa 8 kg schweren Rucksack mit sich trägt.
Tag 2: Von der Luxmore Hut zur Iris Burn Hut
Mit dem vom Vortag angeeigneten Muskelkater sind wir am zweiten Tag die nächsten 14.6 Kilometer angetreten. Diese Strecke wurde ebenfalls mit fünf bis sechs Stunden angesetzt. Beginnend mit einem Anstieg auf insgesamt 1400 Höhenmeter und dem darauf folgenden Abstieg auf 497 Höhenmeter, können wir als Schlussfolgerung sagen, dass wir noch nie so viel innerhalb eines Tages an- und ausgezogen haben. Oben angekommen war die Aussicht unbeschreiblich. Wir haben gefühlt alle fünf Minuten angehalten, um entweder ein Foto zu machen, oder einfach nur die Landschaft zu genießen. Ab dem Abstieg zieht sich der Weg dann nochmal, da man die letzten Kilometer nur noch durch Wald läuft und durchgehend das Selbe Bild vor sich hat und kein Ende in Sicht ist. Mit großer Abweichung von der vorgegebenen Zeit kamen wir dann abends in der Hütte an, da wir noch mehr Pausen einplanen mussten, da meine Freundin an diesem Tag am Meisten Probleme mit ihrem Asthma hatte. Erschöpft, aber voller Stolz (auch Schmerzen :D! ) sind wir kurz nach Ankunft schlafen gegangen.
Tipp: Bei dieser Hütte die Schuhe draußen zusammenbinden, oder noch besser irgendwo festbinden, da hier Keas unterwegs sind die gerne mal die Schuhe klauen.
Tag 3: von der Iris Burn Hut zur Moturau Hut
Am dritten Tag haben wir unsere Beine und Füße schon wesentlich stärker gespürt. (Man muss dazu sagen, dass wir davor aber auch noch nicht viel wandern waren) Der Großteil der Strecke verlief eben beziehungsweise bergab. Die 16.2 Kilometer werden hier erneut mit fünf bis sechs Stunden angesetzt und der größte Teil verläuft durch Wald, an Bächen und kleinen Wasserfällen entlang. Wir haben die Strecke in der angegebenen Zeit geschafft und waren schon relativ früh an der Hütte. Der Wald erinnerte abschnittsweise an einen verwunschenen Märchenwald. Einige haben am dritten Tag noch weitere eineinhalb Stunden Wanderung auf sich genommen und sich von einem Shuttle am Rainbow Reach Car Park abholen lassen. Auf diesem Weg ist die Wanderung innerhalb von drei Tagen möglich.
Tag 4: von der Moturau Hut zurück zum Kepler Track Car Park
Der letzte und vierte Tag ging weitere 15.5 Kilometer durch den Wald. Im Gegensatz zu den letzten Tagen, in denen wir echt viel Glück mit dem Wetter hatten, (einen Tag nach uns war der Wanderteil von der Luxmore Hut zur Iris Burn Hut wegen Wetterbedingungen gesperrt) hat es den letzten Teil unserer Wanderung durchgehend geregnet. Dementsprechend war die Stimmung, als man bis auf die unterste Kleidungsschicht nass war (trotz Regenschutz), nicht mehr die Beste und die Erleichterung als wir dann nach fünf Stunden unser Auto gesehen haben dementsprechend groß. Angesetzt wurde diese Strecke ebenfalls auf fünf Stunden. Als wir dann wieder im Auto saßen, kam es uns fast schon vor wie ein Traum dass wir gerade 60 Kilometer gelaufen sind. Das Gefühl danach war kaum in Worte zu fassen und wir waren unglaublich stolz auf uns. Wir haben zwar oft länger gebraucht als der Rest, aber was zählt ist nicht wie lange man braucht, sondern dass man es in seinem eigenen Tempo erfolgreich schafft – und das haben wir!
Fun Fact: Der aktuelle Weltrekord für den Kepler Track liegt bei unglaublichen 04:33h !
Sowohl auf dem ersten, als auch dem letzten Teil der Strecke kamen uns viele Jogger entgegen, die für diesen trainiert haben.
Weitere Informationen zu dem Track:
→ Hochsaison ist von Ende Oktober bis Ende April
→ seit diesem Jahr kostet eine Nacht in einer Hütte für internationale Besucher 130$; auf dem Campingplatz sind es 40$ pro Nacht (in der Hochsaison)
→ In den Hütten bekommt man Matratzen und einen Gasherd zur Verfügung gestellt, alles andere (Schlafsack, Kissen, Kochutensilien, …) muss man selbst mitbringen.
Wichtig: Man muss seine Tickets für die Hütten / Campingplätze am Vortag oder am Starttag der Wanderung im Te Anau Besucherzentrum abholen.
Ebenso sollte man für manche Stellen des Tracks schwindelfrei sein, da es teilweise auf beiden Seiten neben dem Weg steil nach unten geht.
Nach dem Anstieg hatte ich aufgrunddessen auch mit meiner Höhenangst zu kämpfen, demnach war es gut zusammen mit einer Freundin zu gehen, welche mir gut zugeredet hat.
Wir sind während der Wanderung beide an unsere Grenzen gekommen, können es aber nur jedem weiterempfehlen diese Erfahrung selbst zu machen und sich der Kepler Track Challenge zu stellen.